Elise
HALPERN, geb. SECKELS

1892 - 1943 I
Rosgartenstraße 12
Stolperstein verlegt am 18.05.2012
Elise HALPERN, geb. SECKELS Rosgartenstraße 12

Das tragische Schicksal einer jüdischen Schneiderin zwischen Trennung, Flucht und Deportation

Elise Halpern geb. Seckels (*12. November 1892, Tochter von Seckel Seckels und Sophie Seckels, geborene Isenburger) war gelernte Schneiderin. In Aurich lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, Sally Halpern kennen und heiratete ihn dort am 16. Mai 1923.

Nach der Heirat zog die junge Familie nach Nördlingen. Kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes Werner am 4. April 1924 zog Sally Halpern 1924 mit seiner Familie nach Konstanz, wo er bei der jüdischen Gemeinde als Hilfskantor und Schächter (Schochet) Anstellung fand.

Tochter Melanie wurde am 11. April 1929 in der damaligen Wohnung auf der Marktstätte 12 geboren. Die größer gewordene Familie zog zunächst in die Brauneggerstraße 39 und im Frühjahr 1933 in das Hinterhaus der Rosgartenstraße 12.

Mit Zunahme der Auswanderung wohlhabender jüdischer Familien aus Konstanz, schmälerte sich das ohnehin bescheidene Einkommen der Familie Halpern. Ohne Verwandte im Ausland und die notwendigen finanziellen Mittel war eine Auswanderung nicht zu realisieren.

Im Februar 1939 gelang es den Eltern, einen Platz in einem Schweizer Kindertransport für ihre damals 9‑jährige Tochter Melanie zu bekommen. Melanie Halpern verabschiedete sich am 17. Februar 1939 von ihren Eltern – es wurde ein Abschied für immer.

Nach den Erlebnissen in Dachau bemühte sich das Ehepaar Halpern noch intensiver um eine Möglichkeit, Deutschland zu verlassen. Es gelang ihnen jedoch nicht, ein Visum für ein Gastland zu erhalten. Bereits am 12. April 1938 hatte Sally Halpern im Amerikanischen Konsulat in Stuttgart ein Visum beantragt. Sein Antrag lief jedoch unter der ungünstigen polnischen Quote. Im Juni 1939 flüchtete Elise Halpern mit ihrem Mann schließlich nach Belgien. Dorthin waren bereits Sally Halperns Bruder Leo und auch Verwandte von Elise geflüchtet, mit denen sie in Kontakt standen.

Bei der Ankunft in Belgien füllten sie einen Antrag als politische Flüchtlinge aus, dieser Antrag wurde jedoch abgewiesen. Die Ausweisung wurde dann aber aufgrund des Kriegsausbruches ausgesetzt.

Als die Deutschen im Mai 1940 in Belgien ein­marschierten, wurden am 10. Mai 1940 zahlreiche jüdische Flüchtlinge aus Deutschland in Belgien festgenommen und nach Frankreich abgeschoben. Dort wurden die Flüchtlinge in den südfranzösischen Lagern interniert. Sally und sein Bruder Leo wurden in den Lagern Gurs und St. Cyprien interniert. In Gurs trafen sie die inzwischen aus Konstanz deportierten Juden. Viele Monate vergingen, bis es Leo und Sally im September 1941 gelang, aus dem Lager zu fliehen und sich wieder nordwärts zu ihren Frauen nach Belgien durchzuschlagen.

Nachdem sich auch in Belgien die Situation für die jüdische Bevölkerung deutlich verschlechtert hatte, mussten Sally und Elise Halpern, die ab Juni 1942 gezwungen worden waren, den Judenstern zu tragen, Ende 1942 für einige Monate in Belgien untertauchen. Am 24. August 1943 wurden beide jedoch aufgegriffen und in die Kaserne Dossin im belgischen Malines / ­Mechelen gebracht. Diese Kaserne diente vor allem als Durchgangslager für die Deportation der in Belgien lebenden Juden. Mit dem Transport XXIIA vom 20. September 1943 wurde das Ehepaar Halpern zusammen mit Leo Halpern nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass das Ehepaar Sally und Elise Halpern, wie auch Sallys Bruder Leo noch am Ankunftstag, dem 22. September 1943 in Auschwitz ermordet wurden.

Recherche: Petra Quintini
Patenschaft: Dorothee Jacobs-Krahnen

Quellen & Literatur:

Stadtarchiv Konstanz: Einwohnermeldekartei.
Stadtarchiv Konstanz: Adressbücher.
Staatsarchiv Freiburg StAF F196/1 10657.
Staatsarchiv Freiburg StAF F 196/1 10658.
Rochester General Hospital, Abruf 14.05.2022. Link nicht mehr erreichbar.
Archivbestände des ITS Bad Arolsen, Archivnummer 1939.
Onlineversion von : Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen -Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945).
Yad Vashem - The World Holocaust Remembrance Center, Abruf 28.08.2024.
Algemeen Rijkarchief en Rijksarchief in de Provincien Brussel (B), Dossier A 359.089, A376.339.
Aufgeschriebene Erinnerungen von Werner Halpern, Privatarchiv der Familie Halpern.
Erinnerungen der Familienangehörigen (Mailkorrespondenz).

Fotos: Privatarchiv Margot Dreifuss-Heim, Paula Goldlust-Blue, Familie Halpern.
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Familienmitglieder

Sally
HALPERN

1893 - 1943 I
Rosgartenstraße 12

Werner
HALPERN

1924 - 1997 I
Rosgartenstraße 12

Melanie
HALPERN

1929 - I
Rosgartenstraße 12