Das Ehepaar Bernhard (30. Mai 1896) und Manya Goldlust ( 24. März 1894), beide geboren in Lopuszno, einer polnischen Kleinstadt unweit von Kielce, lebten bereits seit 1920/21 in Konstanz. Bernhard Goldlust war Schneidermeister und hatte viele Jahre in der Brückengasse 6 eine eigene Werkstatt, ab 1928 in der Sankt-Gebhard-Str. 3.
In Konstanz hatte die Familie Goldlust eine neue Heimat gefunden, hier wurden auch ihre Kinder Leo (07. Oktober 1924) und Paula (30. Januar 1928), sowie der kleine Siegfried, der noch als Säugling starb (04. Mai 1933 – 11. November 1933), geboren.
Im März 1933 zog die Familie in die Rheingutstr. 1 (das Eckhaus, in dem früher die Gaststätte „Zum Bauhof“ ihren Sitz hatte; heute befindet sich an dieser Stelle ein Bau aus den 60er Jahren). Bereits in den ersten Wochen nach der Machtergreifung kam es auch in Konstanz zu Entlassungen und immer wieder zu brutalen Überfällen von Nazi-Trupps auf ihre jüdischen Mitbürger. Dennoch wurde die Wohnung in der Rheingutstrasse 1 der Familie zur eigentlichen Heimat, hier fühlten sie sich die nächsten Jahre noch relativ sicher, bis die zunehmende Ausgrenzung, Unterdrückung und Anfeindungen der Juden in der Reichspogromnacht und der Sprengung der Konstanzer Synagoge am Morgen des 10. November 1938 einen vorläufigen traurigen Höhepunkt fanden. Danach änderte sich das Leben für die Konstanzer Juden radikal.
Bernhard Goldlust wurde noch am Morgen des 10.November 1938 mit allen anderen jüdischen Männern von der Gestapo verhaftet und in das KZ Dachau verschleppt. Erst nach vielen Wochen, am 08. Dezember 1938, wurde er unter strengen Auflagen wieder freigelassen.
Familie Goldlust bemühte sich, wie viele befreundete jüdische Familien auch, nun immer intensiver um eine Möglichkeit, Deutschland noch zu verlassen. Sie hatten u.a. auch Verwandte in Amerika, die sich um ihre Einwanderungsvisa bemühten, da für Familie Goldlust aber die polnische Quote galt, lagen die Wartezeiten bei über 10 Jahren. Viele Freunde konnten Konstanz noch verlassen, so musste Leo sich im Mai 1939 von seinem Freund Fritz Ottenheimer verabschieden. Bernhard Goldlust gelang es schliesslich ein Visum für Grossbritannien zu erhalten.
Am 07. Juni 1939 (oder 09. Juni 1939) verliess er Konstanz in der Hoffnung seine Familie baldmöglichst nachzuholen. Der baldige Kriegsausbruch machte jedoch all seine Bemühungen zunichte.
Vater Bernhard Goldlust, der aus England wiederholt und vergeblich versucht hatte, seiner in Frankreich internierten Familie zu helfen, starb, als der Kontakt dann abriss, am 17. Mai 1943 einsam und mit gebrochenem Herzen in London.