Klara Rothschild wurde am 16. Dezember 1896 in Bodersweier bei Kehl geboren. In Konstanz war sie mit Iwan Rothschild verheiratet. Iwan Rothschild, Jahrgang 1896, der bereits 1914 als Freiwilliger im 1. Weltkrieg eingerückt war und bis 1918 als Vizefeldwebel gedient hatte, arbeitete als Angestellter in der Korsettfabrik Schwarz in Kreuzlingen. Seit 1920 war er Hydrantmann der freiwilligen Feuerwehr Konstanz.
Das Ehepaar lebte in der Bodanstraße 30 (2. Stock). Die gemeinsame Tochter Gertrud, genannt Trudy, wurde am 14. Mai 1923 in Konstanz geboren. Am 2. Juli 1929 verstarb der Ehemann Iwan nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 33 Jahren – Klara wurde mit 32 Jahren Witwe, ihre Tochter war damals gerade 6 Jahre alt. Ihr Mann wurde am 5. Juli 1929 auf dem jüdischen Friedhof in Konstanz bestattet. Vermutlich arbeitete Klara Rothschild später als Verkäuferin, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter zu bestreiten, dieser Beruf ist auch in der Einwohnermeldekartei vermerkt.
1935 zog Klara mit ihrer Tochter in eine Wohnung in der Turnierstraße 15, bis sie – gezwungen durch das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1939 – zum 29. September 1939 von den Konstanzer Behörden in die Robert-Wagner-Straße 44 (heute: Untere Laube) zur Untermiete bei Familie Spiegel eingewiesen wurde.
Zuvor hatten die Behörden in der Einwohnerkartei vermerkt, dass Frau Klara Rothschild eine Auswanderungsabsicht für Amerika habe und hoffe nach England als Zwischenland einwandern zu können. Klara Rothschild hatte bereits einen Antrag zur Ausreise gestellt, doch eine sehr hohe Vormerknummer für ein Einreisevisum erhalten.
Im Juli 1939 hatte Klara Rothschild zur Vorbereitung der Auswanderung ein Zimmer der Wohnungseinrichtung in der Turnierstraße verkauft und beantragt, bis zur endgültigen Ausreise in der Turnierstraße wohnen bleiben zu dürfen. Doch auch die im 1. Weltkrieg erworbenen Verdienste ihres verstorbenen Mannes Iwan (EK II und badische Verdienstmedaille) gaben der Witwe nur einen kurzen Aufschub, Ende September 1939 musste sie zur Untermiete in die Erdgeschosswohnung von Alfred Spiegel in die Robert-Wagner-Straße 44 ziehen.
Klara Rothschild verpackte dennoch Teile ihres Hausrates in einen Lift und plante, diesen für ihre Auswanderung in die USA zu senden. Doch ehe es zur Ausreise kam wurde Klara Rothschild zusammen mit ihrer Tochter und 108 jüdischen Mitbürgern am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert. Alle zurückgelassenen Güter und auch der bereits für die USA gepackte Hausstand wurden später beschlagnahmt und versteigert.
Unter den katastrophalen Bedingungen des südfranzösischen Lagers erkrankte Klara Rothschild schwer an Typhus, doch gelang es der Tochter sie gesund zu pflegen.
Vielen glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass Klara Rothschild in Südfrankreich Anfang 1942 gültige Einreisepapiere für die USA erhielt und am 5. März 1942, wenige Monate vor Beginn der Deportationen aus Südfrankreich in die Vernichtungslager im Osten, gemeinsam mit ihrer Tochter von Marseille über Casablanca nach New York eingeschifft wurde.
Obwohl Klara Rothschild nach dem Krieg in den USA in sehr dürftigen Verhältnissen lebte, zogen sich die spärlichen Wiedergutmachungszahlungen über Jahre hin und nur ein Bruchteil der erlittenen materiellen Schäden wurde später anerkannt.
Klara Rothschild lebte bis zu ihrem Tod Mitte der siebziger Jahre in den USA.