Laura Hirsch wurde am 26. Juni 1887 in Konstanz geboren. Ihre Eltern waren Heinrich Thanhauser, Inhaber eines Textilgeschäfts in Konstanz, und Emma, geb. Braumann. Am 4. Oktober 1918 heiratete sie in Konstanz Karl Josef Hirsch. Ihr Mann wurde im September 1886 in Obergimpern geboren, einer kleinen Gemeinde bei Bad Rappenau. Er starb am 29. August 1928 im Thurgauer Kantonsspital Münsterlingen.
Karl J. Hirsch trat 1909 als Geschäftsführer in die Firma Abraham Lippmann, „Herrenmode und Maßschneiderei“, auf der Marktstätte 21, ein. 1919 wurde er Mitinhaber und 1924 übernahm er die Firma. Abraham Lippmann starb 1934. Nach dem Tod ihres Mannes führte Laura Hirsch das Geschäft selbständig weiter bis zur Schließung 1933. Das Ehepaar Hirsch hatte einen Sohn namens Gustav Leo, der am 29. Juni 1919 in Konstanz geboren wurde.
Am 22. Oktober 1940 wurde Laura Hirsch zusammen mit 108 weiteren jüdischen Konstanzern in das Lager Gurs deportiert.
In der amtlichen Deportationsliste der badischen und pfälzischen Juden hatte sie die Nummer 2330. Das Leben im Lager war hart. Kälte im Winter, Hitze im Sommer, ständiger Hunger, sowie die katastrophalen hygienischen Verhältnisse setzten den Menschen zu.
Im Winter 1940/41 starben Hunderte Häftlinge an Typhus. Im Lager Gurs strickte Laura Hirsch gegen ein geringes Entgelt Wollsachen für Kinder. Die Wolle stellte eine französische Hilfsorganisation zur Verfügung.
Anfang März 1941 wurde Laura Hirsch von Gurs in das Lager Rivesaltes verlegt, wo mehr als 2000 Juden interniert waren.
Im Juni 1941 erhielt Laura Hirsch die Mitteilung vom französischen Konsulat in Marseille, dass sie das schon vor ihrer Deportation 1940 beantragte Visum für die USA in Marseille abholen könne. Das Visum hatte das amerikanische „Unitarian Service Committee“ für sie beantragt. Das Visum hatte das amerikanische „Unitarian Service Committee“ für sie beantragt. Ziel dieses 1940 in Boston gegründeten Komitees war, vom NS-Regime bedrohten europäischen Flüchtlingen zu helfen.
Der Lagerkommandant von Rivesaltes erlaubte ihr aber erst drei Wochen später nach Marseille zu fahren. Als sie dann in Marseille beim Konsulat das Visum abholen wollte, war es bereits abgelaufen und sie musste zurück ins Lager.
Als die Transporte von jüdischen Internierten in das Durchgangslager Drancy bei Paris im August 1942 begannen, musste Laura Hirsch miterleben, wie „täglich lange Züge gefüllt mit Insassen […] in die Vernichtungslager nach Polen abgingen […] Auch ich stand bereits auf der Liste zum Abtransport.“
Am 1. September 1942 wurde Laura Hirsch von der Fremdenpolizei in Rivesaltes freigelassen, weil, wie es in der Begründung hieß, ihr Sohn gegen die Deutschen gekämpft hatte. In der Tat war es so: Ihr Sohn Gustav Leo war 1937 von Konstanz nach Palästina emigriert. Er meldete sich dann freiwillig zu einer jüdisch-palästinensischen Einheit, die auf Seiten der Engländer gegen die Deutschen kämpfte. 1942 war er in Griechenland in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und bis Ende des Krieges in Lambsdorf bei Beuthen (Schlesien) interniert.
Laura Hirsch blieb nach der Entlassung aus dem Lager aber weiterhin in Rivesaltes. Ein Dekret vom 2. Januar 1942 der Vichy-Regierung verpflichtete alle französischen und ausländischen Juden, sich in „Groupements des Travailleurs Étrangers“ (GTE) registrieren zu lassen. Die GTE-Einheiten waren staatlich organisierten Arbeitseinheiten, in der Juden und Ausländer gegen geringen Lohn für die Vichy-Regierung arbeiten mussten. Obwohl nach dem Gründungsdekret vom September 1940 in den GTE-Einheiten nur Männer arbeiten mussten, wurden später auch Frauen in den GTE-Einheiten zur Zwangsarbeit verpflichtet.
Von Rivesaltes wurde sie in das 430 km entfernte Gurs versetzt. Sie war jetzt bei der U.G.I.F. (Union générale des israélites de France), der „Allgemeinen Union der Israeliten in Frankreich“, beschäftigt, die die Interessen der Juden im Vichy-Frankreich vertrat. Laut Entlassungsschreiben vom 30. Mai 1943 hatte Laura Hirsch bei der O.S.E. (Œuvre de secours aux enfants) gearbeitet, dem jüdischen Kinderhilfswerk der U.G.I.F.
Nächste Station von Laura Hirsch war La Meyze, ein kleines Städtchen von ca. 1.400 Einwohnern im Departement Haut-Vienne, 460 km entfernt von Gurs. Auch hier wurde sie einer GTE-Einheit zugeteilt. In La Meyze wohnte Laura Hirsch zeitweise in einer staatlichen Unterkunft, in einem „Centre de Hebérgement“. Am 21. Februar 1945 wurde sie von der Arbeitsverpflichtung entbunden. Laura Hirsch war jetzt ein freier Mensch.
Ihr Sohn, der seit 1942 in deutscher Kriegsgefangenschaft war, war über die Aufenthalte seiner Mutter informiert. Er schickte ihr mehrmals Geld nach Gurs und schrieb ihr auch nach La Meyze.
Nach Kriegsende zog Laura Hirsch nach Engien-les-Bains in der Nähe von Paris.
Im Juni 1946 übersiedelte sie in die USA. In New York wohnte sie zunächst drei Monate bei ihrem Bruder, ehe sie nach Los Angeles zog, wo es eine zahlenmäßig starke jüdische Gemeinde gab. Mit Hedwig Picard, der Frau des 1940 emigrierten Konstanzer Architekten Josef Picard, war Laura Hirsch gut befreundet.
Ende September 1951 heiratete sie in Los Angeles Heinrich Sommer, einen emigrierten deutschen Juden aus Memmingen, der über Göteborg/Schweden 1947 nach New York gekommen war. Nach der Hochzeit nannte sie sich Lore Sommer.*)
In Los Angeles arbeitete sie zunächst als Hausangestellte und später als Krankenschwester.
Mitte der 50er Jahre beantragte sie von Los Angeles aus Wiedergutmachung für Haft und den Verlust ihres Vermögens. So legte sie den deutschen Behörden in Freiburg auch mehrere Atteste von Ärzten aus Los Angeles vor. Der Vertrauensarzt des deutschen Generalkonsulats in Los Angeles zum Beispiel bescheinigte Laura Hirsch wegen ihrer Haft in Gurs und der Zwangsarbeit in den GTE-Einheiten in Frankreich eine „chronische Entwurzelungsreaktion“. Diese in der Fachwelt bis dahin unbekannte Diagnose wurde von den deutschen Behörden jedoch nicht anerkannt. Auch ihr Anspruch auf Entschädigung für die gesamte Zeit ihres Zwangsaufenthalts in Frankreich, also Internierung in Gurs und Rivesaltes und die Zwangsarbeit in den GTE-Einheiten für die Zeit vom 20. Oktober 1940 bis zum 26. Februar 1945, wurde von den deutschen Behörden nicht anerkannt. Lediglich für die Zeit ihrer Internierung im Lager Gurs und Rivesaltes, also für 22 Monate und 9 Tage, erhielt sie eine finanzielle Entschädigung.
Lore Sommer starb am 26. Januar 1981 in Los Angeles. Sie hat ihre alte Heimat Konstanz nie wieder gesehen. Sie wurde auf dem jüdischen Friedhof „Forever Cemetery“ in Hollywood begraben.