Salomea Fürst (geb. Schmulewitz) wurde am 17. September 1888 im polnischen Sosnowice geboren. Sie war die Tochter der Eheleute Aron Jacob Schmulewitz (geb. 1865 in Sosnowice und gestorben am 24. Januar 1915 in Konstanz) und Berta Schmulewitz, geb. Alexander, (geb. 1858 in Sosnowice).
Salomea hatte sehr wahrscheinlich einen Zwillingsbruder, Sigmund Schmulewitz.(1)
Ihr Vater war Schneider und bereits vor dem Ersten Weltkrieg nach Konstanz gekommen. Erstmals taucht sein Name im „Adressbuch der Großherzoglich Badischen Kreishauptstadt Konstanz für das Jahr 1907“ am Bodanplatz 16 auf. Dies lässt annehmen, dass er spätestens Ende 1906 nach Konstanz gekommen war. Unklar bleibt, wann Salomea und ihre Mutter nach Konstanz gekommen sind. Es ist möglich, aber bislang nicht mit Sicherheit abzuklären, dass ihr Vater mit dem Zwillingsbruder 1906 nach Konstanz kam und beide dann wenig später zurück nach Sosnowice gegangen sind. Erst 1910 kamen beide zurück, dann möglicherweise auch mit der weiteren Familie.
Salomea heiratete Moritz Moses Fürst, der am 1. April 1886 in Warschau geboren war, in Konstanz.
Erstmals findet man Eintragungen zu Moritz Max Fürst für das Jahr 1912 in Konstanz und zwar als Bewohner der Rosgartenstraße 8.(2) Im Einwohnerbuch des Jahres 1912 ist Salomeas Vater, der Schneider Aron Jacob Schmulewitz, erstmals unter dieser Adresse eingetragen. Möglicherweise war dies der Zeitpunkt der Hochzeit mit Salomea.
Salomeas einzige Tochter Anna wurde am 12. Juli 1913 geboren.(3)
Als Salomeas Vater, Aron Jacob Schmulewitz, am 24. Januar 1915 in Konstanz nach längerer Krankheit starb, war sie 26 Jahre alt, ihre Tochter erst anderthalb.
Spätestens 1919 zieht die junge Familie in das Haus in der Rheingasse 15, auch Salomeas verwitwete Mutter zieht mit ein. Berta betreibt dort anscheinend noch ein Kleidergeschäft, Moritz Max Fürst hat sich als Handelsmann eintragen lassen.
Etwa 1921 erwirbt Salomeas Ehemann das Anwesen in der Niederburg und trägt sein Geschäft als „Volksmagazin“ ein. In dieser Zeit ist Salomea Schmulewitz als Friseuse in der Schottenstraße 4 eingetragen, eventuell versuchte sie nach dem Erwerb des Hauses das Familieneinkommen aufzustocken.
Salomea Schmulewitz bewohnte mit ihrem Mann und – zumindest bis zu deren vorübergehendem Auszug 1936 – der Tochter eine 4-Zimmer-Wohnung im 1. Stock des Hauses. Vermutlich half sie im expandierenden Unternehmen mit.
Nach der Machtergreifung wurde Salomea – wie auch ihrem Mann und ihrer Tochter – am 1. Dezember 1933 die Staatsangehörigkeit entzogen. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie amtlich unter dem Namen FERSZT, also der polnischen Schreibweise des Namens.
Es gelingt Salomea und ihrem Mann, die Tochter Anna 1939 nach England zu schicken. Die Bemühungen der Tochter, Salomea und ihren Mann nachzuholen, scheitern jedoch.
Am 22. Oktober 1940 wurde Salomea mit ihrem Mann und ihrer Mutter Berta Schmulewitz in das Internierungslager Gurs deportiert. Es sind Bestellscheine erhalten geblieben, die zeigen, dass auch Moritz Max Fürst und Salomea selber zumindest im Jahr 1941 zu den glücklichen Empfängern gehörten, die von der Kreuzlinger Israelitischen Gemeinde regelmäßig „Colis Suisse“ (Lebensmittelpakete) oder ähnliche unterstützende Pakete aus der Heimat in das Internierungslager Gurs geschickt bekamen.
Am 23. August 1942 kam es dann zur Deportation des Ehepaars in das Sammel- und Durchgangslager Drancy nahe Paris. Von hier wurde sie gemeinsam mit ihrem Mann am 7. September 1942 nach Auschwitz deportiert.
Salomea Fürst wurde vermutlich noch am Ankunftstag, dem 9. September 1942, in einer Gaskammer von Auschwitz-Birkenau ermordet, wenige Tage vor ihrem 54. Geburtstag.