Lothar Edo Maurus Frank, wie sein vollständiger Name lautete, wurde am 7. März 1925 in Böhringen bei Radolfzell geboren. Sein Vater Eduard Frank war jüdischer Abstammung und ein stadtbekannter Rechtsanwalt und Sozialdemokrat in Konstanz. Seine Mutter war Hermine, geb. Sulger, verw. Breithaupt, geb. am 8.1.1887, und stammte aus Böhringen bei Radolzell. Die Ehe seiner Eltern war nach nationalsozialistischer Sprachregelung eine „Mischehe“, d.h. einer Ehe zwischen einem Juden und einer Nichtjüdin. Hermine Sulger brachte ihre Tochter Gerda Sulger, geb. am 10. April 1918 in Böhringen, mit in die Ehe, die von Eduard Frank am 29. August 1924 adoptiert wurde; sie hieß fortan Gerda Frank. Gerda Frank heiratete später Franz Sauter; sie starb am 5. November 1996 in Konstanz.
Am 7. März 1925 kam ihr gemeinsamer Sohn Lothar zur Welt. Er wurde römisch-katholisch getauft. Nach dem Besuch der Grundschule Petershausen wechselte er auf das altsprachliche Suso-Gymnasium. Obwohl er getauft war, galt er nach den Nürnberger Rassegesetzen laut Klassenbuch des Suso-Gymnasiums als “Nichtarier“. Nach nationalsozialistischer Definition war Lothar Frank „Halbjude“, d. h ein „Mischling“ ersten Grades mit zwei jüdischen Großeltern. „Jüdische Mischlinge“ waren vielfältigen Schikanen und Einschränkungen im Alltag ausgesetzt. Ab Juli 1942 durften sie zum Beispiel keine weiterführenden Schulen besuchen. Sie wurden als „nicht wehrwürdig“ angesehen, wurden also nicht zum Militär eingezogen. Andererseits mussten sie keinen Judenstern tragen, und wurden auch nicht deportiert.
Lothar Franks Vater Eduard Frank wurde nach der Pogromnacht am 10. November 1938 verhaftet und starb am 27. November an den Misshandlungen im Gefängnis Konstanz.
Aus Angst vor Repressalien meldete Hermine Frank ihren Sohn Lothar am 13. März 1939 vom Suso-Gymnasium ab, das seit 1936 „Schlageter-Gymnasium“ hieß. Wenige Tage später fuhr Lothar Frank mit der Bahn nach Rotterdam. Offensichtlich wollte seine Mutter ihren minderjährigen Sohn in den Niederlanden in Sicherheit bringen. Lothar Frank war zu diesem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt. Nach seiner Ankunft in Rotterdam kam er zunächst in das Flüchtlingslager in Hoek van Holland, einem kleinen Ort nahe Rotterdam.
Infolge der Verteidigungsmaßnahmen der niederländischen Armee gegen einen drohenden deutschen Einmarsch wurden die jüdischen Flüchtlinge aber schon nach wenigen Tagen in ein Lager nach Eersel (bei Eindhoven) verlegt.
Im Mai 1941 stellte Lothar Franks Mutter beim deutschen Konsulat in Maastricht den Antrag, ihren Sohn besuchen zu dürfen, da er sehr krank sei. Ihr Brief war „Mit deutschem Gruß“ unterzeichnet, nicht mit „Heil Hitler“. Ihr Antrag wurde abgelehnt, ihrem Sohn aber erlaubt, seinen Pass zu verlängern und nach Konstanz zurückzukehren.
Die nächste Station von Lothar Frank war das kleine Städtchen Sittard in der südniederländischen Provinz Limburg. Hier besuchte er vom 31. März 1939 bis zum 15. September 1941 die höhere deutsche Auslandsschule. Diese Schule war ursprünglich eine Ordensschule für die Ausbildung deutscher Herz-Jesu-Priester (Dehonianer). Als deutsche Auslandsschule wurde sie bereits 1938 dem NS-Staat unterstellt. Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde die Ordensschule in eine staatliche deutsche Schule umgewandelt. Wer allerdings dafür gesorgt hat, dass Lothar Frank diese Schule besuchen konnte, ist unklar. Unklar ist auch, wer für die Kosten der Unterbringung aufkam.
Anfang September 1941 war Lothar Frank wieder in Konstanz. Von September 1941 bis Sommer 1943 besuchte er die Höhere Handelsschule in Konstanz. Nach seinem Abschluss (mit Belobigung) im April 1943 bekam er eine Stelle als kaufmännischer Lehrling bei den Aluminium-Walzwerken in Singen. Kriegsbedingt wurde er im April 1945 entlassen.
Nach dem Krieg war er kurze Zeit bei dem Treu- und Liegenschaftsbüro Johs & Neidhardt in Konstanz beschäftigt, das auch mit der Restitution jüdischen Eigentums befasst war. So vertrat er 1949 jüdische NS-Opfer in Vermögensfragen, so zum Beispiel Anna Fürst und Julie Mann.
Seit November 1946 war er Mitarbeiter beim Finanzamt Stockach mit Dienstsitz in Konstanz. In den Konstanzer Adressbüchern der 50er und 60er Jahre gab Lothar Frank seinen Beruf als „Finanzangestellter“ und „Behörden-Angestellter“ an.
Lothar Frank heiratete am 6. September 1947 in Konstanz Paula Margarete Schneckenburger aus Villingen. Seine Frau war als Prokuristin bei einer Konstanzer Verpackungsfirma tätig. Die Ehe blieb kinderlos. Seine Frau starb am 20. Oktober 1985 in Konstanz.
Der Tod seiner Mutter Hermine Frank 1962 sowie diverse Krankheiten (Kreislaufstörungen, Schwächeanfälle, Leberleiden) führten bei Lothar Frank zu seelischen Depressionen. Sein Hausarzt meinte, dass der Hintergrund seiner Leiden letztlich durch die „schwersten Lebens- und Schicksalskonflikten, wie sie Herr Frank durch das Naziregime und dessen Rassepolitik erleiden musste“, bedingt gewesen sei.
Am 17. März 1964 nahm sich Lothar Frank in seiner Wohnung in der Altmannstraße 4 mittels Leuchtgas das Leben. „Nach Sachlage dürfte ein Verschulden dritter Personen ausscheiden“, so lautete das Resümee der polizeilichen Untersuchung.
Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof von Konstanz.