Johann
MESSMER

1883 - 1943 I
Markgrafenstraße 63
Stolperstein verlegt am 13.09.2015
Johann MESSMER Markgrafenstraße 63

Allein aufgrund polizeilicher Anordnung und ohne richterliche Kontrolle verhaftet

Den Namen Johann Messmer findet man am Mahnmal für „Euthanasie“-Opfer auf dem Konstanzer Hauptfriedhof. Davon ausgehend begann die Recherche nach seiner Biografie, bei der sich herausstellte, dass er dort fälschlicherweise bestattet wurde. Sicher ist, Johann Messmer wurde nicht Opfer der sog. T-4 Aktion, er starb als politisch Verfolgter im Konzentrationslager Dachau.

Johann Messmer wurde am 23. April 1883 in Basel geboren und war ab dem 10. Juni 1913 in Konstanz gemeldet.

Er heiratete am 27. Juni 1914 seine Frau Maria, geb. Löhri, verwitwete Schweizer. Sie brachte 2 Kinder in die Ehe mit. Weitere 6 Kinder kamen in den Jahren von 1915 bis 1926 zur Welt. Alle Nachkommen sind inzwischen verstorben, die jüngste Tochter Elisabeth verstarb 2004 in Konstanz.

Im Jahr 1927 trennte sich das Ehepaar und Johann Messmer verzog von der Hussenstr. 15 , wo die Familie zusammen lebte, in die Schulstrasse. Er arbeitete in verschiedenen Berufen als Fuhrmann und Fabrikarbeiter und auch als Steinsetzer beim städt. Tiefbauamt in Konstanz. Der genaue Zeitraum dieser Tätigkeiten lässt sich nicht mehr rekonstruieren und auch sein weiterer Lebensweg wird wahrscheinlich immer im Dunkeln bleiben.

Ab dem 19. Februar 1932 wohnte er 10 Jahre lang in der Markgrafenstr. 63. Der letzte Eintrag in der Einwohnermeldekarte ist die Wallgutstr. 22, die Anschrift des Konstanzer Gefängnisses.

Bei zahlreichen Nachforschungen in den infrage kommenden Archiven ließ sich sein Leidensweg durch Gefängnisse und Konzentrationslager nachvoll­ziehen.

Johann Messmer wurde am 18. Juni 1942 verhaftet und verblieb bis zum 30. September 1942 im Landgerichts­gefängnis Konstanz. Am 15. Oktober 1942 wurde er ins Gerichtsgefängnis Waldshut überstellt und bereits am nächsten Tag zum Konzentrationslager Natzweiler im Elsass deportiert und unter der Häftlings­nummer 13748 registriert.

Von dort wurde er am 06.12.1942 zum KZ Dachau verschleppt. Er erhielt die Häftlingsnummer 41046 und verstarb zwei Monate später, am 13.02.1943 um 2 Uhr morgens. Als Todesursache wurde, wie bei vielen Häftlingen, Versagen von Herz und Kreislauf bei Lungenentzündung angegeben.
 
Die Häftlingskategorie, der er zugeordnet wurde, lautete „Schutzhäftling“, was „politisch Verfolgter“ bedeutete, d.h. er wurde allein aufgrund polizeilicher Anordnung und ohne richterliche Kontrolle verhaftet.
 
Warum sich seine Urne unter den im Jahr 1983 im Hauptfriedhof Konstanz aufgefundenen Urnen von T4-Opfern befunden hat, bleibt ein Geheimnis.
 
All das sind nur nüchterne Fakten. Die Frage nach dem Grund für seine Verhaftung und seiner Ermordung in Dachau kann wohl nie mehr geklärt werden. Auch eine Verbindung zum Ehepaar Badent, das im selben Haus lebte und für das bereits Stolpersteine verlegt wurden, lässt sich nicht belegen.
 
Kein Foto, kein Brief, keine Zeitzeugen, die noch über das Leben von Johann Messmer erzählen könnten. Der Stolperstein wird verhindern, dass die Erinnerung an ihn in Vergessenheit gerät.

Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Helmut Luz

Quellen & Literatur:

Stadtarchiv Konstanz.
Int. Suchdienst Bad Arolsen / Archiv-Nr.4743.
Stadtarchiv Dachau / Sterbebuch Dachau II, Nr.306/1943.
Archiv Gedenkstätte Natzweiler.
KZ-Gedenkstätte Dachau.
Privatarchiv Didra.
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