Anton
HÖLZLE

1900 - 1940 I
Wollmatinger Straße 64
Stolperstein verlegt am 14.07.2010
Anton HÖLZLE Wollmatinger Straße 64

Anton Hölzle wurde zusammen mit weiteren 74 Männern nach Grafeneck deportiert

Anton Hölzle wurde am 22. Dezember 1900 in Konstanz geboren. Er wurde katholisch getauft. Sein Vater war Lukas Hölzle. Seine Mutter Rosina starb bereits 1910, wodurch der zehnjährige Anton und seine fünf Geschwister zu Halbwaisen wurden.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte er bis 1917 in der Klostergasse 3. Am 13. Oktober 1917 bezog die Familie ein kleines Häuschen in Petershausen, Ergatshausen 5, heute Wollmatingerstraße 64. Anton arbeitete als Tagelöhner und Ofenarbeiter, wurde gemustert und als wehrfähig befunden. Möglicherweise diente er gegen Ende des Ersten Weltkriegs noch als Soldat. Fast zwei Jahrzehnte lang galt er danach in den Akten noch als wehrverfügbar, obwohl er längst seelisch erkrankt war. Erhalten geblieben ist noch sein Ausmusterungsschein, ausgestellt vom ehrbezirkskommando Konstanz am 19. Juli 1940, genau fünf Tage vor seiner Ermordung.

Im Alter von 19 Jahren war er vom 31. März bis zum 6. Dezember 1920 im sogenannten Arbeitshaus Kislau untergebracht. Kislau, in der Nähe von Bruchsal, war seit 1819 erst eine Strafanstalt, dann ein Arbeitshaus für Männer, später ein Konzentrationslager; heute dient es wieder als Gefängnis. Weshalb Anton Hölzle in Kislau war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

Fakt ist: Eine Woche nach seiner Entlassung aus Kislau wurde er am 13. Dezember 1920 in die Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz eingewiesen. Grund und Diagnose sind unbekannt, da es keine Krankenakte mehr gibt. Genau drei Jahre blieb er in der Anstalt.

Im März 1925 wurde er erneut eingewiesen und blieb dort nochmals drei Jahre und sechs Wochen. Ein letztes Mal in Freiheit war Anton Hölzle vom 7. Mai 1928 bis zum 11. Oktober 1928, also fünf Monate lang.

Danach war er durchgängig fast zwölf Jahre in der Anstalt untergebracht. Als Datum seiner letzten „Entlassung“ findet sich der 24. Juli 1940 – genau jener Tag, an dem er zusammen mit 74 weiteren Männern nach Grafeneck deportiert, vergast und seine Leiche sofort verbrannt wurde.

Seine Urne stand jahrzehntelang unbeachtet im Keller des Krematoriums des Konstanzer Hauptfriedhofs.

Siehe dazu auch: „Der Konstanzer Urnen-Skandal“
Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Helmut Straub, Inge Straub

Quellen & Literatur:

Bade, Sabine / Didra, Roland: Es konnte alle treffen - Gedenkbuch für die Konstanzer Opfer von NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Verbrechen 1934–1945, Konstanz 2024 (hier verfügbar);
Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg B 822/3 Nr. 11;
Opferliste Grafeneck;
Stadtarchiv Konstanz: Einwohnermeldekarten vor 1945
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