Heinrich
HAUG

1895 - 1953 I
Blarerstraße 26
Stolperstein verlegt am 09.09.2013
Heinrich HAUG Blarerstraße 26

Mehrfache Verhaftungen, zuletzt 1938, konfrontiert mit dem Vorwurf der ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘

Heinrich Haug wurde am 23. August 1895 in Hechingen/­Hohenzollern geboren. Im Ersten Weltkrieg war er drei Jahre Soldat. Wegen einer Kriegs­verletzung an der Hand konnte er keinen Beruf erlernen und verdiente seinen Lebensunterhalt als Hilfsarbeiter.

1918 kam Heinrich Haug nach Konstanz. Hier trat er der KPD bei. Er arbeitete bei der Oberpostdirektion und später in einer Sportartikelfabrik.

Bis 1933 war er Leiter der „Antifaschistischen Aktion“ (Antifa) in Konstanz und unterhielt Verbindungen zu dem von der Gestapo gesuchten Karl König in Kreuzlingen. König selbst war bis zu seiner Ausweisung 1933 aus Konstanz – er war Schweizer Staatsbürger – Leiter der Ortsgruppe Konstanz des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD).

Nach der Machtübernahme der Nazis engagierte sich Haug jedoch weiterhin für die jetzt illegale KPD. Anfang März 1933 wurde Haug von einem Nachbarn bei der Gestapo denunziert und verhaftet. „Haug ist der Matador der illegalen Bewegung in Konstanz“.

Haug war vom 10. März bis zum 15. September 1933 in Schutzhaft, und danach bis 20. Mai 1935 unter Polizeiaufsicht gestellt. Seine weiteren Haftstationen waren vom 20. Mai 1935 bis zum 26. März 1936 das Gefängnis Konstanz und das KZ Kislau bei Mingolsheim in Baden. Knapp zwei Jahre war Heinrich Haug dann ein freier Mann.

Am 28. Juni 1938 wurde er erneut verhaftet und ohne Gerichtsverfahren in das KZ Dachau einge­liefert, seine Häftlingsnummer war 14334. Am 28. September 1939 wurde er nach Augsburg verlegt.

Von dort wurde er am 18. April 1940 nach Mauthausen in das KZ Mauthausen bei Linz/Öster­reich überstellt. Seine Häftlingsnummer im KZ Mauthausen war 2131/43270. Die Haftbedingungen im KZ waren besonders grausam: Von ca. 200.000 Häftlingen kamen etwa die Hälfte infolge Hunger, Folter und Erschöpfung ums Leben. Besonders die sogenannte Todesstiege zum Steinbruch hinunter kostete Tausende von Häftlingen das Leben.

Am 5. Mai 1945 wurde das Lager von den Amerikanern befreit.
 
Wie viele andere politisch Verfolgte, besonders wenn es Kommunisten waren, hatte auch Haug Ärger mit den Behörden, besonders was die Haftentschädigung und die Anerkennung der Haftzeiten betraf.
 
Am 13. Januar 1951 beschwerte sich Haug in einem Schreiben an das Badische Ministerium für Finanzen: „Ich selbst war wohl einer der fanatischsten Nazi-Gegner hier in Konstanz und mache mir oft Gedanken darüber, ob ich wohl deswegen unter die so genann­te Verschleppungstaktik falle.
 
In einem weiteren Schreiben vom 12. Januar 1952 an das Badische Finanzministerium, in dem es um seinen Antrag auf Bewilligung einer Geschädigten­rente ging, schrieb Haug: „Bei dem im Ablehnungs­bescheid erwähn­ten „strichförmigen Narben“ beiderseits am linken Daumen handelt es sich in Wirklichkeit um eine weitgehende Verkrüppelung beider Hände. Es berührt mich eigenartig, wenn man die Folgen derar­tiger unmenschlicher Behandlung als geringfügig abtun will. Die Verkrüppelung meiner Hände ist die Folge der Anwendung der Daumen­schraube beim Verhör…“. An anderer Stelle erwähnt Haug, dass ihm im KZ Zähne auch ausgeschlagen worden seien.
 
Mit Hilfe des Konstanzer Rechtsanwalts Dr. Hans Venedey, der nach dem Krieg kurze Zeit hessischer Innenminister war, erzielte Haug vor Gericht einen für ihn günstigen Vergleich.
 
Wegen seiner untadeligen Haltung wurde Heinrich Haug bei der Gründung des „Vereins für Opfer des Nationalsozialismus“ am 16. März 1947 als Vertrauens­mann der Stadt Konstanz benannt. Nach dem Krieg fand er eine Anstellung beim städtischen Gaswerk.

 
Bei der Wahl zum Konstanzer Gemeinderat am 15. September 1946 kandidierte H. Haug auf der Liste „Vereinigung unabhängiger Sozialisten zur demokra­tischen Erneuerung“, die von Vinzenz Kerle, dem ersten von den Franzosen eingesetzten Bürger­meister angeführt wurde, auf Platz zwei. Weder Kerle noch Haug wurden in den Gemeinderat gewählt.
 
Heinrich Haug war wegen seiner politischen Gesinnung 8 Jahre und 11 Monate in Haft. Nach dem Krieg war Heinrich Haug wesentlich an der Gründung des „Vereins für Opfer des Nationalsozialismus“ in Konstanz beteiligt.
 
Heinrich Haug starb am 17. Juni 1953 in Konstanz.

Recherche: Uwe Brügmann
Patenschaft: Dr. Silvia Mergenthal und Ulrich von Varnbühler

Quellen & Literatur:

Staatsarchiv Freiburg. Spruchkammerakte: D 180/2, 84568.
Entschädigungsakte: F 196/1, 704.
Auskunft des ITS-Arolsen.
Archiv KZ Dachau.
Archiv KZ Gedenkstätte Mauthausen.
Generallandesarchiv Karlsruhe.
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