Hugo
HÄMMER

1906 - 1940 I
Rheingutstraße 13
Stolperstein verlegt am 09.07.2018
Hugo HÄMMER Rheingutstraße 13

Deportation mit den „Grauen Bussen“ und Ermordung in Grafeneck

Hugo Hämmer kam am 10. Juni 1906 als Kind von Anna Hämmer (geb. Bukowinsky) und Hugo Hämmer in Konstanz zur Welt und wurde katholisch getauft. Er hatte noch zwei Geschwister, seine neun Jahre ältere Schwester Bertha und die sechs Jahre jüngere Florentina.

Hugo Hämmers Lebensgeschichte ist nur bruchstückhaft überliefert. Bereits als Kind litt er, möglicherweise in Folge einer Operation im Jahre 1913, unter Verfolgungswahn. Einen Beruf konnte er nicht erlernen, und im Sommer 1924 – er war nun 18 Jahre alt – wies ihn der Konstanzer Hausarzt Dr. Wild in die Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz ein. Etwa zwei Jahre später verbesserte sich sein Zustand, sodass er in das Pflegeheim Blumenfeld im Hegau verlegt werden konnte. Nach einem Rückfall erfolgte am 23. November 1929 aber die Zurückverlegung in die Konstanzer Anstalt. Am 11. März 1930 konnte er entlassen werden und lebte für ein halbes Jahr bei seiner Familie in der Rheingutstraße.

Danach verbrachte er ab dem 22. Juli 1930 genau zehn Jahre und zwei Tage wieder in der Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz, wo er dann für die anlaufende „Aktion T4“ erfasst wurde. Am 24. Juli 1940 holten die grauen Busse den mittlerweile 34-jährigen Mann ab und brachten ihn zusammen mit 74 weiteren Patienten auf die Schwäbische Alb in die Mordanstalt Grafeneck.
Noch am selben Tag wurde er dort vergast und eingeäschert.

Drei Tage später, am 27. Juli 1940 erhielten seine Eltern ein Schreiben der sogenannten „Landespflegeanstalt Grafeneck“, wonach er vorübergehend nach Grafeneck verlegt worden sei.

Bereits am 6. August 1940 kam von der „Landesanstalt Hartheim“ bei Linz in Österreich die Mitteilung, dass Hugo Hämmer auf Grund einer Krankheit plötzlich verstorben sei. Eine Sterbeurkunde, mit dem Todesdatum 5. August 1940, folgte vom Standesamt Hartheim.
Diese behördlichen Schreiben dienten ganz bewusst der Verschleierung der Ermordung von Hugo Hämmer. Sowohl Todeszeitpunkt als auch Todesort und Todesursache waren frei erfunden.

Im Staatsarchiv Freiburg sind noch zwei Schreiben des „Wehrmeldeamtes Konstanz“ erhalten. Die Behörde fragte am 7. Juli 1940 in der Anstalt Emmendingen nach seinem Verbleiben und erneut am 24. Juli 1940 zum „Zweck der Ausmusterung“. Genau an diesem Tag wurde Hugo Hämmer in Grafeneck ermordet.

Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Birgit Arnold

Quellen & Literatur:

Bade, Sabine / Didra, Roland: Es konnte alle treffen - Gedenkbuch für die Konstanzer Opfer von NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Verbrechen 1934–1945, Konstanz 2024 (hier verfügbar);
Staatsarchiv Freiburg B822/3 Nr.12.
Stadtarchiv Konstanz Einwohnermeldekarte.
Privatarchiv Didra.
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