Wilhelm Artz wurde am 20. Januar 1880 in Kleve, einer Kleinstadt von ca. 18.000 Einwohnern am unteren Niederrhein, geboren.
Er erlernte den Beruf des Dachdeckers. Nach Wanderjahren im Badischen und Schwäbischen (Radolfzell, Schwäbisch Hall und Ulm) ließ er sich noch vor dem Ersten Weltkrieg im schweizerischen Kreuzlingen nieder.
Während des Ersten Weltkrieges wurde Wilhelm Artz schwer verwundet. Er kehrte in der Schweiz zurück und wurde dann dort interniert.
1915 heiratete er Rosa, geb. Ruff, aus Hechingen. Aus dieser Ehe ging der Sohn Wilhelm hervor, geboren am 24. Juni 1919, der wie sein Vater ebenfalls Dachdecker wurde. Er sollte 1943 an der Ostfront fallen. Nach dem Krieg wurde die Familie Artz nach Konstanz ausgewiesen.
Die Familie Arzt war eine typische Handwerkerfamilie und dennoch kommunistisch gesinnt. Wilhelm war seit 1919 und seine Frau Rosa seit 1923 in der kommunistischen Partei. Beide waren sehr aktiv in der Partei. Nach der Machtübernahme der Nazis ließen sich Rosa und Wilhelm Artz von ihrer kommunistischen Überzeugung nicht abbringen. So verteilten sie zum Beispiel im Sommer Flugblätter und Flugschriften der KPD in Konstanz und bei der Gastwirtschaft St. Katharina im Mainauwald, einem damals beliebten Ausflugsziel der Konstanzer. Die Eheleute waren auch in der „Roten Hilfe“ aktiv, eine Art Unterstützungsverein für Kommunisten, die in Not geraten waren.
In der Wohnung der Artz‘ fanden nach 1933 Versammlungen der verbotenen KPD statt. Wilhelm und Rosa, so sollte ihnen später das Gericht vorhalten, seien unbelehrbare Kommunisten gewesen, was schon ihre Übernamen „Kommunistenvater“ und „Kommunistenmutter“ bewiesen. Wilhelm Artz war ein belesener Mann, denn er besaß eine mehrere Hundert Bände umfassende Bibliothek, die bei seiner Verhaftung beschlagnahmt wurden.
Am 29. Juni 1935 wurde das Ehepaar Artz von der Gestapo verhaftet. Aber erst am 12. Februar 1936 wurde das Ehepaar Artz vor Gericht gestellt. Das Oberlandesgericht Karlsruhe verurteilte Wilhelm Artz wegen hochverräterischen Unternehmens zu zwei Jahren Gefängnis. Er verbüßte seine Strafe im Zuchthaus Ludwigsburg.
Seine Frau Rosa kam nach einem halben Jahr Untersuchungshaft im Landgerichtsgefängnis Konstanz an Weihnachten 1935 wieder frei; ihre Haftdauer war wahrscheinlich deshalb so kurz, weil sie Mutter eines noch nicht volljährigen Sohnes war. Später wurde ihr Sohn zur Wehrmacht eingezogen und fand 1943 den Tod an der Ostfront.
Wilhelm Artz war durch die im ersten Weltkrieg erlittene Kriegsverletzung gesundheitlich schwer angeschlagen. „Strapazen und Quälereien“ während der Haft setzten ihm weiter zu. So kam es, dass er nur wenige Jahre nach der Haft, am 5. April 1943 in Konstanz starb.