Wilhelm
ARTZ

1880 - 1943 I
Konradigasse 3
Stolperstein verlegt am 27.06.2014
Wilhelm ARTZ Konradigasse 3

Wegen „hochverräterischen Unternehmens“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt

Wilhelm Artz wurde am 20. Januar 1880 in Kleve, einer Kleinstadt von ca. 18.000 Einwohnern am unteren Niederrhein, geboren.

Er erlernte den Beruf des Dachdeckers. Nach Wanderjahren im Badischen und Schwäbischen (Radolfzell, Schwäbisch Hall und Ulm) ließ er sich noch vor dem Ersten Weltkrieg im schweizeri­schen Kreuzlingen nahe Konstanz nieder.

Während des Ersten Weltkrieges wurde Wilhelm Artz schwer verwundet. Er kehrte in der Schweiz zurück und wurde dann dort interniert.

1915 heiratete er Rosa, geb. Ruff, aus Hechingen. Seine Frau brachte aus ihrer ersten Ehe mit dem Schweizer Wilhelm König drei Kinder mit. Einer von ihnen war Karl König, der später Mitglied der KPD und des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands (KJVD) wurde. Nach kurzer Inhaftierung durch die Nazis im März 1933 verließ er Konstanz und ließ sich in Kreuzlingen nieder. Er war Anlaufstation für deutsche Kommunisten, die in die Schweiz geflüchtet waren oder weiter nach Spanien wollten, um dort in den Internationalen Brigaden gegen Franco zu kämpfen.


Wilhelm und Rosa Artz hatte einen Sohn mit Namen Wilhelm, geboren am 24. Juni 1919. Er wurde wie sein Vater Dachdecker. Er fiel 1943 an der Ostfront.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Familie Artz von Kreuzlingen nach Konstanz ausgewiesen. Die Familie Arzt war eine typische Handwerkerfamilie und dennoch kommunistisch gesinnt. Wilhelm war seit 1919 und seine Frau Rosa seit 1923 in der kommunistischen Partei. Beide waren sehr aktiv in der Partei. Nach der Machtübernahme der Nazis ließen sich Rosa und Wilhelm Artz von ihrer kommunistischen Überzeugung nicht abbringen. So verteilten sie zum Beispiel im Sommer öfter Flugblätter und Flugschriften der KPD in Konstanz und bei der Gastwirtschaft St. Katharina im Mainauwald, einem damals beliebten Ausflugsziel der Konstanzer. Die Eheleute waren auch in der „Roten Hilfe“ aktiv, eine Art Unter­stützungsverein für Kommunisten, die in Not geraten waren.

In der Wohnung der Artz‘ fanden nach 1933 Versammlungen der verbotenen KPD statt. Wilhelm und Rosa, so sollte ihnen später das Gericht vorhalten, seien unbelehrbare Kommunisten gewesen, was schon ihre Übernamen „Kommunisten­vater“ und „Kommunisten­mutter“ bewiesen. Wilhelm Artz war ein belesener Mann, denn er besaß eine mehrere Hundert Bände umfassende Bibliothek, die bei seiner Verhaftung beschlagnahmt wurde.

Am 29. Juni 1935 wurde das Ehepaar Artz von der Gestapo verhaftet. Aber erst am 12. Februar 1936 wurde das Ehepaar Artz vor Gericht gestellt. Das Ober­landes­gericht Karlsruhe verurteilte Wilhelm Artz wegen hochverräterischen Unternehmens zu zwei Jahren Gefängnis. Er verbüßte seine Strafe im Zuchthaus Ludwigsburg.

Seine Frau Rosa kam nach einem halben Jahr Untersuchungshaft im Landgerichtsgefängnis Konstanz an Weihnachten 1935 wieder frei. Ihre Haftdauer war wahrscheinlich deshalb so kurz, weil sie Mutter eines noch nicht volljährigen Sohnes war. Später wurde ihr Sohn zur Wehrmacht eingezogen und fand 1943 den Tod an der Ostfront.

Wilhelm Artz war durch die im ersten Weltkrieg erlittene Kriegsverletzung gesundheitlich schwer angeschlagen. „Strapazen und Quälereien“ während der Haft setzten ihm weiter zu. So kam es, dass er nur wenige Jahre nach der Haft am 5. April 1943 in Konstanz starb.

Recherche: Uwe Brügmann
Patenschaft: Roxane Soergel

Quellen & Literatur:

Staatsarchiv Freiburg, Entschädigungsakten Rosa und Wilhelm Artz, F 196/1, Nr. 657, Nr. 5829 und Nr. 5830; D 180, Nr. 221976.
Stadtarchiv Konstanz
Bundesarchiv Bern, Akte Karl König E4320B#1975/40#262*
Weiterlesen

Familienmitglieder

Rosa
ARTZ

1880 - 1956 I
Konradigasse 3