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Stolpersteine Konstanz

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Karl Egon FUCHS  1932 - 1940

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1932: geb. am 26.02., Konstanz

1937: Einweisung St. Josefsheim, Herten am 08.04.

1940: "Verlegung" nach Grafeneck am 29.08.

1940: ermordet am 29.08., "Aktion T4"

 

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Hindenburgstr. 10
heute (2015)

Foto: W. Mikuteit

 

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Stolperstein für  Karl FUCHS
verlegt am 13.09.2015

 

Karl Egon Fuchs kam am 26.02.1932 als Sohn von Anna Fuchs, geb. Sierock, und Karl Fuchs in Konstanz zur Welt. Er hatte noch fünf weitere, ältere Geschwister.

 
 
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Karl Egon FUCHS, 1932
auf dem Arm seiner Mutter
Foto: privat

 

 

Sein Vater erkrankte während des Krieges und verstarb am 21.06.1943 im Krankenhaus in Konstanz, seine Mutter verstarb im hohen Alter am 25.11.1975. Sie litt sehr unter dem Schicksal ihres kleinen Sohns, den sie liebevoll „Karlemännle“ nannte.

Der kleine Karl lernte nie richtig sprechen. Diese Sprachstörung war wohl der Grund dafür, dass er am 08.04.1937 in das Kinderheim Herten bei Lörrach aufgenommen wurde, gut einen Monat nach seinem fünften Geburtstag.

So geriet der Junge in die Tötungsmaschinerie der 1940 beginnenden sog. Euthanasiemorde.

Wie in allen Anstalten, Heimen und Einrichtungen für Kranke und Behinderte wurde Karl Ende 1939 namentlich erfasst. In Meldebögen, die das Reichsinnenministerium in Berlin verschickte, mussten die genannten Einrichtungen Patienten melden, die bestimmte Kriterien erfüllten. Dies wurde dem mittlerweile achtjährigen Jungen zum Verhängnis.

Am 12.08.1940 wurde er zusammen mit 74 weiteren männlichen Heimbewohnern mit den sog. Grauen Bussen abgeholt und nach Emmendingen gebracht.

Zwei Wochen später, wurde er am 29.08.1940 in die Tötungsanstalt auf der S

 

chwäbischen Alb gebracht und noch am selben Tag vergast und eingeäschert.

Zwei Schreiben, die Geburtsurkunde und ein Foto, das den ca. einjährigen Jungen mit seiner Mutter zeigt, sind die einzigen Zeugnisse seines kurzen Lebens. Eine Postkarte vom 03.01.1940 von der St. Josephsanstalt in Herten, adressiert an Karl Fuchs, den Vater des Jungen, hat folgenden Wortlaut:

Geehrte Familie Fuchs!
Wir können heute mit Dank bestätigen, dass der angekündigte Besuch kam und die Weihnachtsgaben getreulich überbrachte. Wir danken herzlich dafür. Sie haben wirklich an alle gedacht und niemanden vergessen! Alle Beschenkten lassen Ihnen hiermit vielmals danken. Wir wünschen alles Gute zum Jahreswechsel und grüssen freundlichst. Dem lieben Karl Egon geht es immer noch ordentlich.

i.A.   Sr. Reingarda

 

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Nachricht der St. Josephs-Anstalt Herten von 1940
an die Familie Fuchs

Quelle: Privatarchiv Didra

 

 

 

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Nachricht der St. Josephs-Anstalt Herten von 1940
an die Familie Fuchs

Quelle: Archiv St. Josefshaus Herten

 

Ein zweites Schreiben, ein amtlicher Vordruck vom 05. 09.1940, kommt vom Leiter der Landes-Pflegeanstalt Grafeneck. Mit Schreibmaschine wurden folgende Worte eingefügt: „Karl Egon Fuchs, glaubenslos, wohnhaft Grafeneck, ist am 5. September um 4 Uhr verstorben“ und weiter unter dem Punkt Todesursache: „Diphtherie, toxische Herzmuskel­schwäche“.

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Amtlicher Vermerk über den Tod von Karl Egon FUCHS, 1940

Quelle: Archiv St. Josefshaus Herten

 

Sowohl Todesdatum wie auch Todesursache sind frei erfunden, selbst das Wort „glaubenslos“ war erlogen, da der Junge am 24.12.1938 in Herten katholisch getauft wurde. Grafeneck war eine Tötungsanstalt und keine Landes-Pflegeanstalt und die Patienten wohnten dort nie, sondern wurden grausam umgebracht. Karl Egon Fuchs wurde bereits sechs Tage vor Datierung dieses Schreibens in der Gaskammer von Grafeneck ermordet.

 

Recherche: Roland Didra

Patenschaft: Mirjam Wiehn

Quellen :      

Stadtarchiv Konstanz / Einwohnermeldekarte

Archiv St. Josefshaus Herten

Privatarchiv Didra

Foto/Familienbesitz