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Stolpersteine Konstanz

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Moritz BLOCH 1868 - 1946

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geb. 6.11.1868

Flucht 1939

Schweiz - Brasilien

 

überlebt

 

gest. am 05.05.1946 in Sao Paulo, Brasilien

Bild grösser: anklicken

Döbelestr. 4 heute
(2018))

Stolperstein für Moritz BLOCH

Stolperstein für Moritz BLOCH,
verlegt am 04.10.2007

 

1. Ehe mit Adele BLOCH, geb. Veit, 2 Kinder. 2. Ehefrau: Ida Bloch, Kinder: Theo BLOCH, Adelheid BLOCH

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Moritz BLOCH

Quelle: Stadtarchiv Konstanz,
Nachlass Dr. Erich Bloch

 

Moritz Bloch wurde am 6.11.1868 in Gailingen geboren. Im Jahr 1892 zog er nach Konstanz. Dort baute er sich eine berufliche Existenz als Anwalt auf, zuerst in der Bodanstr. 18, ab 1910 im eigenen Haus in der Schottenstr. 1.

Er engagierte sich sehr in der jüdischen Gemeinde, die 1883 eine Synagoge in der Sigismundstrasse erbaut hatte. Von 1918 bis 1939 leitete er die jüdische Gemeinde als Vorsteher. Mit seiner Frau Adele Bloch, geb. Veit, hatte er 2 Kinder, Erich und Leonore ("Lorle").

 

knieend rechts: Gunter Demnig
Verlegung der Stolpersteine für Familie BLOCH am 14.07.2007

(knieend rechts: der Künstler Gunter DEMNIG,
"Erfinder" der Stolpersteine)
Foto: privat

 

Adeles Leben war von vielen Krankheiten über­schattet, sie wurde depressiv und nahm sich im Jahr 1902 das Leben. Ihr Grab findet man heute noch auf dem jüdischen Friedhof in Konstanz. Die Inschrift des Grabsteins wurde Jahrzehnte später zur Erinnerung an ihren Mann, Moritz Bloch ergänzt.

Nach dem Tod seiner Frau heiratete er Ida Bloch, geb. Weil. Sie war die 10 Jahre jüngere Tochter von Adeles Schwester Rosa. Aus dieser Ehe gingen weitere 2 Kinder hervor, Theo und Adelheid.

 

1933 sah Moritz BLOCH sich unter dem Druck der Boykotte gezwungen, sein Haus in der Schotten­strasse 1 aufzugeben.

Am Morgen des 10. November 1938 wurde Moritz Bloch, und mit ihm die meisten männlichen Mitglieder der Jüdischen Gemeinde, verhaftet.

 

 

 

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Erich, Ida, und Leonore ("Lorle") BLOCH.
Stehend: Moritz BLOCH
Foto um 1901

 

Foto: Archiv Engelsing
Dank an das Rosgartenmuseum Konstanz
für die Abdruckgenehmigung

 

 

Der Historiker Jürgen Klöckler schreibt dazu:
„Moritz Bloch wurde von seinen SS-Bewachern aus der Altstadt Richtung Gestapo-Dienststelle in der Mainaustraße gebracht. Auf der Höhe des mittel­alterlichen Pulverturms setzten sie Bloch in die städtische Motorbootfähre, um ihn auf die andere Seite des Seerheins Richtung Gestapo-Zentrale zu bringen. Seine skrupellosen Bewacher, darunter ein der SS beigetretener und mit Bloch nach einem verlorenen Prozess intim verfeindeten Gastwirt, stießen ihn bereits nach kurzer Fahrt in der Nähe des Pulverturms in den Seerhein. Im eiskalten Wasser wurde Bloch bewusstlos und war schnell nahe am Ertrinken. Passanten, die den Vorgang vom Ufer aus beobachten konnten, schrien und gestikulierten heftig, worauf die SS den 70-jährigen Bloch wieder ins Boot zog und in nassen Kleidern zum Gestapo-Gebäude brachte. Dort wurde er in den folgenden Stunden misshandelt und erblindete nach Schlägen mit einer Stahlrute in der Folgezeit auf einem Auge.“

Moritz Bloch wurde nicht wie die anderen jüdischen Konstanzer ins KZ Dachau verschleppt, “… wahr­scheinlich weil der Weltkriegsteilnehmer infolge der erlittenen Misshandlungen als haftunfähig galt und die Gestapo Unruhe in der Bevölkerung und ein Rumoren in der nahen Schweiz befürchtete. Moritz Bloch wurde gegen acht Uhr abends aus der Haft entlassen und gezwungen, sich schon am nächsten Tag – mit einer Klappe auf dem geschädigten Auge – in der Öffentlichkeit zu zeigen, um Gerüchte über seinen gewaltsamen Tod zu widerlegen.“

 

Moritz Bloch war damals in Konstanz ein bekannter und angesehener Mann. Der Hausarzt Dr. Jung behandelte ihn trotz Drohungen der Gestapo.

Am 15.2.1939 konnte Moritz Bloch, zusammen mit seiner Frau Ida, Konstanz verlassen. Die letzte Wohnadresse in Konstanz war die Döbelestr. 4. Danach wohnte er noch einige Zeit bei seiner Schwester in Zürich und wanderte dann nach Brasilien aus, zu seiner Tochter Leonore und deren Mann Dr. Robert Veit.

 

Moritz BLOCH starb in Sao Paulo am 05. Mai 1946, im 78. Lebensjahr.

 

Recherche: Roland Didra

Patenschaft: Eyal Bloch

Quellen:

Ernst Bloch: Das verlorene Paradies. Ein Leben am Bodensee 1897 - 1939. Reihe: Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen, Band 33. Stadtarchiv Konstanz (Hrsg.). Verlag Thorbecke: 1992.

Erich Bloch: Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Stadler: Konstanz 19963

Jürgen Klöckler, „Selbstbehauptung durch Gleichschaltung. Die Konstanzer Stadtverwaltung im Nationalsozialismus“. : Thorbecke, Ostfildern 2012, S. 325f.

Stadtarchiv Konstanz, Einwohnermeldekarten vor 1945